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Casinowerbung ganz ohne Lizenz:

Wie Casinos über Hip Hop Werbeverbote umgehen

Für Casinowerbung gelten strenge Regeln und in einigen Situationen ist sie sogar verboten. Die Branche ist jedoch kreativ und findet Wege, um solche Verbote zu umgehen.

Insbesondere Kooperationen mit Rappern werden hierzu genutzt. Diese gelten bei Ihrer Zielgruppe als authentisch. Wenn sie in ihren Texten von Casinos sprechen, hat dies eine große Wirkung auf die Zuhörerschaft. Was sich aus solcher versteckten Werbung für Auswirkungen ergeben und warum Vorsicht geboten sein sollte, ist das Thema dieses Artikels.

Rapper arbeiten gern mit Symbolen

Frauen, Reichtum, Macht, Männlichkeit... Die Themen, mit denen sich Rapper und Hip Hopper in ihren Texten auseinandersetzen, sind vielseitig. Hierbei legen sie großen Wert auf unterschiedliche Symbole. So kommen beispielsweise teure Autos und Flüge mit Helikoptern in Musikvideos zum Einsatz, um die Freiheit, den Wohlstand und das Lebensgefühl von Rappern deutlich werden zu lassen. Auch das Thema Casinos spielt hierbei eine Rolle. Der Originalartikel auf betrugstest.com bietet viele Informationen zur Szene, zu Casinorappern und zum Umgang mit Online-Glücksspiel.

Das Online-Glücksspiel wird ebenfalls als Symbol verwendet. Einige nutzten es, um es als Gefahr darzustellen, der sie sich gestellt und die sie überwunden haben. In anderen Situationen wird das Glücksspiel hingegen glorifiziert und als Möglichkeit dargestellt, um schnell an viel Geld zu kommen. Da Rapper unter ihren Fans ein hohes Ansehen genießen und für Authentizität stehen, haben solche Botschaften großen Einfluss.

Kunst und Geschäft

Die Rapszene ist bei weitem nicht ausschließlich von harten Männern geprägt, die ein Leben auf der Straße gemeistert und ihren Weg zu Erfolg und Ruhm gefunden haben. Im Gegenteil sind die Rapper von heute vor allem erfolgreiche Geschäftsleute, die beispielsweise Partnerschaften mit Werbetreibenden eingehen. So sind einige Textzeilen wohl eher kein Ausdruck künstlerischen Schaffens, sondern eine versteckte Werbebotschaft.

Grundsätzlich spricht gegen solche Kooperationen nichts. Wichtig ist jedoch, dass die Balance aus Kunst und Geschäft erhalten bleibt und dass Rapper die Grenzen zwischen beiden klar aufzeigen. Das findet jedoch häufig nicht statt. Somit ist es für Außenstehende schwer einschätzbar, wer sich mit dem Thema Glücksspiel & Casinos aus eigener Erfahrung auseinandersetzt und wer lediglich ein gutes Werbeangebot platzieren möchte.

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Beispiele für Deutschrap mit Casino-Thematik (Casinorap)

Es gibt viele unterschiedliche Textzeilen, in denen Rapper das Thema Casinos ansprechen. So singen beispielsweise Raf Camora und Bonez MC in ihrem Song „Risiko“: „Bruder, kenn’ das Risiko kann sein, dass ich am Strand häng oder voll druff bei Tipico". Olexesh setzt sich in seinem Lied „Avtomat“ hingegen eher allgemein mit dem Thema auseinander: "Sizzling Hot, Supra Hot oder Book of Ra / ist sicherer als bei Deutschland sucht den Superstar".

Eine besonders positive Darstellung des Themas Casino ist im Song „Loco“ von Farid Bang festzustellen. So singt er dort: "Heute bin ich Millionär, nie wieder Arabia-Kilos / Heh! Shoutout an Platincasino". Azzi Memo singt zudem in seinem Song „Amnezia 2“ „04:00 Uhr Platincasino, die Kippe an / fahre durch die Straße, halte an den Blocks". Rapper setzen sich somit auf unterschiedliche Weise mit dem Thema auseinander und haben entsprechend eine jeweils andere Wirkungen auf ihre Fans.

Werbung im Wandel der Zeit

Wie kommt es dazu, dass Casinos gerne versteckte Werbung in Liedtexten unterbringen? Das hat vor allem mit dem Wandel in der Werbung zu tun, der in den letzten Jahren stattgefunden hat. Über das lineare Fernsehen ist nur noch eine ältere Zielgruppe anzusprechen. Wer sich an Jüngere wenden will, muss online und speziell in den sozialen Netzwerken aktiv sein. Hier gelten klare Regeln für das Schalten von Casinowerbung.

Durch eine Zusammenarbeit mit Rappern und Hip Hop an ist es den Casinobetreibern möglich, die gewünschte Zielgruppe auf eine möglichst subtile und zugleich unterhaltsame Weise anzusprechen. Sie müssen keine klassische Werbung schalten, sondern nutzen die Reichweite und die Glaubwürdigkeit der Musiker für ihre Zwecke.

Die Grenzen des Erlaubten bewusst überschreiten

Rapper und Hip Hopper geben sich gerne eine rebellische Aura. Sie wollen als Menschen angesehen werden, die ihren Weg gehen, sich nicht von anderen oder bestimmten Regeln in ihrem Schaffen einschränken lassen und mit der Justiz in Konflikt geraten. Entsprechend locker gehen sie mit den Regeln um, die in der Onlinewelt für Werbeanzeigen und Partnerschaften mit Firmen gelten. So sind sie gerne bereit, das Sagbare möglichst weit auszudehnen, und kennzeichnen Werbung nicht immer als solche.

Außerdem ist auffällig, dass das Thema Casinos bei Veranstaltungen wie Rap Battles und in Musikvideos eine recht große Rolle spielt. Grundsätzlich wäre es auch möglich, andere Arten von Partnerschaften einzugehen. Somit scheint die Gefahr einer Spielsucht, von denen viele Rapper sagen, dass sie sie erlebt und aktiv bekämpft haben, nicht im nötigen Maße erkannt und gebannt zu werden.

Etwas mehr Jugendschutz wäre wünschenswert

Prinzipiell spricht nichts dagegen, dass Rapper und Hip Hopper mit Unternehmen Partnerschaften eingehen und für diese Werbung machen. In nahezu allen künstlerischen Bereichen spielt auch immer das Geschäft eine wichtige Rolle. Allerdings sind die Zielgruppen von solchen Musikern häufig 16- bis 17-jährige Jugendliche. Diese kennen die Mechanismen der Marketing- und Onlinewelt noch nicht so gut und können häufig nicht so klar wie Erwachsene zwischen Werbung und Inhalt unterscheiden.

Im Namen des Jugendschutzes wäre es daher wünschenswert, dass Rapper und Hip Hopper Werbung für Casinos deutlicher kennzeichnen würden. Sie müssen hierbei "keine bekehrenden oder pädagogischen Ansätze verfolgen" was viele ausdrücklich nicht wollen. Aber zwischen nicht moralisieren und gezielt zu etwas hinführen gibt es eine große Spannbreite, in der sich Rapper positionieren könnten. Viele entscheiden sich hier jedoch eher fürs Geschäft als für die Transparenz.

Fazit

Kooperationen zwischen Casinos und Rappern sind grundsätzlich kein Problem, allerdings werden diese häufig genutzt, um geltende Regeln und Werbeverbote zu umgehen. Dies geht oft zu Lasten der Fans, die nicht klar zwischen Werbung und Content unterscheiden können. Das kann nicht im Sinne der Rapper sein, die ja gerade aufgrund ihrer Authentizität und Glaubwürdigkeit so populär sind. Es bleibt daher zu hoffen, dass ein Wandel im Umgang mit Casinowerbung stattfinden wird und dass sich Rapper ihrer Verantwortung der Zielgruppe gegenüber bewusst werden, auch wenn sie eigentlich gar keine Verantwortung übernehmen und einfach nur Kunst schaffen wollen.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit unserer externen Redakteurin Jana Bollack