nico santos
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Record of the Week

Nico Santos – Streets of Gold

Es ist viel passiert, seitdem Nico Santos 2017 mit seinem Hit »Rooftop« sprichwörtlich durch die Decke ging.

130 Millionen Streams später erscheint jetzt sein Debütalbum »Streets of Gold«. Und obwohl Nico Santos gerade einmal 25 Jahre alt geworden ist, ist er getrieben von einem unzähmbaren Ehrgeiz, der ihn auf seinem Weg nach oben nicht im Stich lassen wird. Bereits mit den zwei Vorboten zu »Streets of Gold«, »Safe« und eben »Rooftop«, zeigte sich Nico Santos facettenreich und doch stringent. Brillant und kraftvoll produziert, stilistisch zwischen R'n'B, Rock und Soul changierend, war es vor allem seine zubeißende Stimme, die zu den Millionen sprach: Hier ist einer, der singt wie eine Raubkatze. Nico Santos hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihn die gigantische Ausstrahlung Michael Jacksons seit Kindheitstagen fasziniert - gewissermaßen dem König der Löwen. In der Art, wie Nico Santos singt, hören wir die Schule Jacksons durch: eine unzähmbare, und doch kontrollierte Macht über den eigenen Gesang. Jedes Atmen, jeder Kiekser, jede Zeile wird von Nico Santos so sicher intoniert, dass wir voller Verblüffung festzustellen meinen: Hier singt einer um sein Leben. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die Themen, denen sich Nico Santos in seinen Songs nähert: Liebe, Eifersucht, Identität, Credibility, Stolz, das Gesetz der Straße, die Geschichten der Nacht. Aber es sind nicht nur verstorbene Titanen des Soul, von denen sich Nico Santos bereitwillig beeinflussen lässt. Manchmal sind es auch Kollegen wie Sido: In der Zusammenarbeit mit ihm begriff Nico Santos, wie wichtig es ist, perkussiv zu denken und den Drums einen großen Raum in seinen Produktionen zu schenken, um den eigenen Songs eine dramatische Wucht zu verleihen. Denn dramatisch wird es, wenn wir uns in den Spiegel schauen und in uns selbst hinab steigen. Nico Santos, der in den vergangenen Jahren gefühlt für und mit der halben deutsche Pop-Aristokratie Hits geschrieben hat, stand bei seinem ersten Album vor dem künstlerischen Problem, jegliche emotionale Distanz zu sich selbst zu cutten und direkt zum Kern der eigenen Seele vorzudringen. Was andere in Therapien durchsprechen, um sich selbst auf die Schliche zu kommen, erforschte Nico Santos in einem kreativen Songwriting-Prozess in stiller Klausur. Seine Songtexte sind Zeugnisse von Erkenntnissen und Erkundungen von seelischen Klippen, die ihn auch als Mensch haben wachsen lassen. Ganz nebenbei, fast spielerisch erweiterte Nico Santos dabei sein Repertoire für seine Live-Konzerte. War er noch vor einem Jahr felsenfest davon überzeugt war, dass man in Zeiten von Spotify einfach einen Hit nach dem anderen veröffentlichen könne, so kann er heute zudem auf eine reiche Auswahl an Songs zurückgreifen, die gar keine Hits sein wollen, sondern vor allem und zunächst einmal intensive Lieder sind, die den Charakter echter emotionaler Bestandsaufnahmen haben - Songs wie »Wild Bird«, »Streets of Gold«, »God Knows« oder »After Party«. So verwundert es vermutlich niemanden wirklich, dass Nico Santos auf seinem neuen Album als Wanderer zwischen den Genres Rock, HipHop, Neo Soul, Pop, Rock und R'n'B erscheint, als einer, der sich partout nicht festlegen lassen will. Nico Santos: »Diese Bandbreite gefällt mir persönlich an meinem Album am meisten, erlaubt sie mir doch, auch meine Konzerte in Zukunft wirklich abwechslungsreich zu gestalten.« Sein Debütalbum bezeichnet Nico Santos übrigens als »in Musik gefasstes Tagebuch seit 2014«. Seine fünfköpfige Band besteht aus Straßenmusikern, denn »ich suche die Nähe zur Straße. Für mich ist die Straße der Ort der Wahrheit.« Und das ist dann vielleicht Nico Santos' ganz eigener Weg, der ihn von allen seinen Vorbildern unterscheidet, denn die Straße aus Gold ist seine Straße, denn, so Nico: »Die Straße ist das Ziel, nicht das Ziel selbst.«